Antlitz des Unsichtbaren
Auf dem Einband des Kataloges ist ein eindringliches Bild der Ausstellung von Walburga Puff zu sehen. Es trägt denTitel: Antlitz des Unsichtbaren, im Französischen: Visage de l´Invisible Nr 6. Dieses Bild kann helfen, den Charakter der Ausstellung zu erschließen.
In acht Variationen nähert sich die Künstlerin dem, was zu sehen und doch nicht zu sehen ist, das gerade dadurch zu sehen ist, dass es nicht zu sehen ist. Der einfache Zugriff ist verwehrt. Jede Darstellbarkeit wird aufgerissen durch das nicht Darstellbare. Und gerade in dieser unmöglichen Möglichkeit liegt der Reiz und die Faszination der Malerei Walburga Puffs.
Um das Antlitz dieses Unsichtbaren geht es in der Ausstellung, um seine Resonanzen, seine Echoräume, seine Widerklänge. Antlitz ist die Repräsentation, das aufleuchtende Gesicht der Person, nicht einer Sache oder anonymen Mächtigkeit. Wer ist die Person, wer der Unsichtbare? Um den Unsagbaren und Undarstellbaren schlechthin geht es in diesen Bildern. Es geht um Gott, den Grund und Abgrund allen Daseins, um seine Resonanzen in diesem Dasein.
Die Farben der Malerei und der Kompositionen Walburga Puffs verstehen sich als Klänge und Echoräume dieses Unsichtbaren, seine Resonanzen.
Intensive Farbwelten bilden sich, die den Betrachtenden hineinziehen in eine Tiefe, die keinen Abschluss mehr findet, ohne sich in Grundlosigkeit zu verlieren. Die Malerei zeigt und entzieht das Gezeigte. Nichts lässt sich einfach festhalten. Die Betrachtenden bleiben mit der Malerei in Bewegung. Sie werden nicht fertig damit. Sie sehen, ohne zu sehen, wenn sehen bedeutet, ich weiß es, ich habe es. Sie sehen, wenn sie sich darauf einlassen, unterwegs zu bleiben, dem Antlitz des Unsichtbaren auf der Spur.
Prälat Josef Sauerborn